CDU Potsdam Nord-West

Insel Nedlitz – Ist die Messe gesungen???

Ein Interview mit Dr. Wilhelm Wilderink von Dr. Anke-Britt Möhr

Dr. Wilhelm Wilderink lebt mit seiner Familie seit vielen Jahren in Neu Fahrland. Er ist Initiator und Sprecher der Bürgerinitiative (BI) „Rettet die Nedlitzinsel“ sowie Eigentümer des Landhauses Adlon. Mit ihm sprach Dr. Anke-Britt Möhr, Vorsitzende der CDU Potsdam Nord-West, über Wohl und Wehe der Insel Nedlitz nach
dem jüngsten Beschluss der Potsdamer Stadtverordneten.

Seit vielen Jahren erhitzt die Bebauung der Insel Nedlitz die Gemüter, nicht nur der Neu Fahrländer. Konkret realisiert ist bisher: nichts. Glück oder Pech?
Eindeutig ein großes Pech. Pläne für die Bebauung liegen seit fast einer Generation vor. Ziel war es immer, ein kleinteiliges Zentrum für den Ortsteil mit Freizeitmöglichkeiten und vielen Grünbereichen unter Wahrung der Nedlitzer Kulturlandschaft zu schaffen. Analog dem Fährgut, das – abgesehen von der Farbgebung – ein ausgesprochen tolles Beispiel für Restauration, Wohnbebauung und für äußerst zufriedene Mieter ist.

Sie bezeichnen die Insel als einen außergewöhnlichen Ort, der für Erholung und Geselligkeit, für grandiose Landschaft und Potsdamer Kultur stand. Ihre Widersacher sprechen von einer Industriebrache. Macht Sie das nachdenklich?
Die Industriebrache ist erst in der jüngsten Vergangenheit entstanden, durch Vernachlässigung. Vorher – über lange, lange Zeit – war die Insel der kulturelle Kern von Nedlitz und letztlich von Neu Fahrland. Trotz seiner landschaftlichen Schönheit fehlen dem Norden Möglichkeiten zu seiner Entfaltung. Wichtig ist daher das Potenzial, das die Insel für Potsdam hat. Wir müssen an die Zukunft denken und nicht an die Vergangenheit.

Als Initiator der BI „Rettet die Nedlitzinsel“ erheben Sie schwere Vorwürfe gegen die geplante Bebauung der Insel. Was sind die Kernpunkte Ihrer Kritik?
Hier wird einem Großinvestor der Weg zu einer Großbebauung auf Kosten des Umlands geebnet. Die Bebauung ist zu massiv, viel zu sehr vom Denken an die Trabantenstädte der 70er Jahre geprägt sowie in ihrer verkehrstechnischen Planung vollkommen unausgegoren. Am engsten Nadelöhr der B2 soll eine Tiefgarage für mehrere hundert Autos entstehen, die zusätzlich auf die Straße auffahren werden. Der Zivilisationsdruck für das Umfeld ist gigantisch. Die geplante Bebauungsdichte führt zu einer totalen Verzerrung des Landschaftserlebnisses.

Sie leben mit Ihrer Familie unweit des Ortes des Geschehens. Sie sind Eigentümer des Landhauses Adlon. Vernebelt das die Sicht?
Ich bin in den Norden von Potsdam gekommen, weil ich die Gegend so faszinierend fand und komme bestens klar mit den Menschen hier. Und natürlich ist es so, dass man sich für die unmittelbare Nachbarschaft stärker einsetzt als für Dinge, die sich in Bayern oder Hamburg ergeben. Deshalb kämpfe ich mit den hier gewonnenen Freunden darum, dass der Ort, an dem wir leben, schön bleibt. Insofern vernebelt es nicht den Blick, sondern es schärft ihn.

In einem Brandbrief an Stadtverordnete werfen Sie der Verwaltung – allen voran dem Baubeigeordneten Herrn Rubelt – vor, den Bürgerwillen zu ignorieren. Können Sie das belegen?
Der demokratisch legitimierte Ortsbeirat kämpft seit Jahren gegen die Planungen, die Verwaltung stellt sich dagegen. Die Fronten sind hier eindeutig geklärt: der Ortsbeirat gegen eine massive Bebauung, die Stadtverwaltung dafür. Darüber hinaus manifestiert sich der Bürgerwillen in dem ungeheuren Zuspruch, den wir haben, in vielen, vielen E-Mails, in Spenden, die wir bekommen, um gegen das Projekt vorzugehen und letztlich auch zu klagen. Zu unseren Veranstaltungen drängeln sich mehr als 100 Leute in die Säle. Das zeigt, dass das, was wir wollen, definitiv dem entspricht, was die weitaus größte Mehrheit der Bürger möchte.

Am 26. Januar fassten die Stadtverordneten entgegen der Stimmen u.a. von CDU, FDP, Bürgerbündnis den mehrheitlichen Beschluss, dass die Insel Nedlitz dichter bebaut werden darf als bisher vorgesehen. Ist die Messe damit ein für alle Mal gesungen? Sie sind Jurist ...
Der unglaubliche Wortbruch von Pete Heuer und Saskia Hüneke hat mich tief erschüttert. Ich bin nicht mehr in der Lage, diesen Menschen die Hand zu geben. Ein so dreistes Umschwenken, bei dem uns keine Möglichkeit gegeben wurde, unsere Meinung noch einmal darzulegen, ist in meiner persönlichen und politischen Karriere einmalig. Wir haben juristische Gutachten eingeholt, die belegen, dass ein solches Großprojekt aus baurechtlicher Sicht nicht verwirklicht werden kann. Letztlich wird der Bebauungsplan keine Gültigkeit erlangen, zumal keine Abstimmung mit dem Ortsteil erfolgt ist. Unser Anfechtungsverfahren ist finanziell gesichert, da wir Spendenzusagen im deutlich sechsstelligen Bereich haben. Die Stadtverwaltung vergisst dabei, dass sie den Widerstand der nördlichen Ortsteile so stark angestachelt hat, dass dieser sich nun gegen die Projekte Insel, Straßenbahn und Krampnitz in ihrer Gesamtheit richten wird.

Welche Botschaft haben Sie an die Leser unseres Nord-West-Winds?
Reichen Sie denjenigen Menschen die Hand, denen Sie auch morgen noch trauen können. Hüten Sie sich vor den anderen.